In Geiss wird die Schuleröffnungsfeier jeweils am Dienstag am zweiten Schultag durchgeführt. Bernadette Galliker und Markus Kuhn sprachen passend zum Schuljahresmotto. Daniela Meyer spielte Keyboard als die Weltkugel behutsam durch alle Reihen gereicht wurde. Die Geschichte des Gasthauses und die Fürbitte rundeten den Schuleröffnungsgottesdienst in Geiss ab. Die Schulleitung suchte in seiner Rede nach neuen Superhelden, damit zusammen die Welt gerettet werden kann. Die Schülerinnen und Schüler sicherten der Schulleitung zu, sich in diesem Schuljahr als Superhelden zu engagieren.
Das Gasthaus
Ein wohlhabender Mann wollte den Menschen so viel Gutes wie möglich tun. An einem Ort, wo sehr viele Menschen vorbeikamen, richtete er ein Gasthaus ein mit allem, was den Menschen guttut und Freude macht: mit gemütlichen, wärmenden Öfen, Brennmaterial, Beleuchtung. Er füllte Vorratsräume mit jeder Art von Lebensmitteln, Gemüsen und allen möglichen Erfrischungen. Er stellte Betten auf, füllte die Schränke mit vielen verschiedenen Kleidungsstücken und Schuhen – all das in so reichem Mass, dass es für eine sehr grosse Menge von Menschen ausreichen konnte.
Nachdem er fertig war, schrieb er eine sehr eindeutige Gebrauchsanweisung für dieses Gasthaus. Darin stand unmissverständlich, wie all die Dinge des Gasthauses benützt werden sollten. Jeder, der ins Gasthaus kam, sollte solange bleiben dürfen, wie es ihm guttat. Er durfte nach Herzenslust essen und trinken und von allem, was im Gasthaus war, nehmen. Nur eine Bedingung war dabei: Keiner sollte mehr nehmen, als er im Augenblick brauchte. Die Gäste sollten sich gegenseitig helfen und das Gasthaus so verlassen, wie sie es bei ihrer Ankunft vorgefunden hatten. Diese Anweisung nagelte der Mann deutlich sichtbar und für alle lesbar an die Tür des Gasthauses. Dann zog er sich selber zurück.
Aber wie es so geht: Menschen kamen ins Gasthaus, lasen aber die Anweisung an der Tür nicht. Sie fingen an, alles zu benutzen, ohne an ihre Mitmenschen zu denken. Sie versuchten, möglichst viel von den Vorräten für sich selbst zu sammeln und einzupacken, obwohl sie die meisten Dinge gar nicht nötig hatten. Jeder dachte nur an sich selbst. Sie fingen an, sich wegen der Güter im Haus zu streiten.
Sie zerstörten sogar die Vorräte in der Absicht, dass die anderen sie nicht bekommen sollten. So zerstörten sie nach und nach alles, was im Gasthaus war. Sie fingen an zu leiden. Sie froren, sie hatten Hunger, sie litten unter dem Unrecht, das sie sich gegenseitig zufügten. Und sie begannen, über den Gastgeber zu schimpfen. Er hätte zu wenig Vorräte in das Gasthaus gegeben. Er hätte Aufseher einsetzen müssen. Er hätte allem Gesindel und allen schlechten Leuten erlaubt, ins Gasthaus zu kommen, das Gasthaus habe keinen Herrn und sei ein Unglücksort geworden.
Am Ende der Geschichte schreibt der Dichter Leo Tolstoi: So wie die Menschen im Gasthaus, so verhalten sich auch die Menschen in der Welt. Sie lesen die Gebrauchsanweisung nicht, die Gott ihnen ins Herz geschrieben hat – und die er auch aufgeschrieben hat in den grossen Lehren weiser Menschen. Sie leben nach ihrem eigenen Willen. Sie ruinieren ihr eigenes Leben und das Leben der andern. Sie machen sich gegenseitig verantwortlich – nur nicht sich selbst. Würden die Menschen doch begreifen, dass ihr Wohlergehen von ihnen selbst abhängt! Sie müssten dazu nur dem Willen ihres Wohltäters gehorchen. Dann können sie sich ihres Glückes freuen, das grösser ist als alles, was sie sich vorstellen können.